
Liebe Freundinnen und Freunde unserer Initiative,
mit Erschrecken haben wir die Äußerungen des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz am Samstag, 22. Februar, in München wahrgenommen. Dort fiel u.a. der Satz: „Ich frage mal die ganzen, die da draußen rumlaufen, Antifa und ‚Gegen Rechts‘: Wo waren die denn, als Walter Lübcke in Kassel ermordet worden ist von einem Rechtsradikalen?“ Als Demokratie-Initiative, die das Andenken an Walter Lübcke in den letzten Jahren hochgehalten hat, konnten wir die Aussagen von Friedrich Merz so nicht stehen lassen.
Wir empfinden diese Frage als unangemessen und unangebracht – schließlich waren mehr als 10.000 Menschen nach dem Mord an Walter Lübcke auf den Straßen im Rahmen von verschiedenen Demonstrationen unterwegs.
Es bleibt eine erschreckend ahnungslose Äußerung des CDU-Parteivorsitzenden. Und wenig wertschätzend für all die Menschen in Nordhessen, die sich seit Jahren für das Gedenken an den CDU-Politiker Walter Lübcke und gegen Rechtsextremismus engagieren. Wir fragen im Gegenzug: Wo war Friedrich Merz? Wir haben ihn in all den Jahren leider weder auf einer der Demonstrationen anlässlich der Ermordung Walter Lübckes in Nordhessen, bei einer der Mahnwachen rund um den Gerichtsprozess in Frankfurt oder auf einer der der jährlich stattfindenden Gedenkfeiern in Kassel gesehen. Bis zum heutigen Tag hat er in Kassel kein Gesicht für den ermordeten Regierungspräsidenten gezeigt. Wir hätten gewünscht und erwartet, dass der CDU-Parteivorsitzende in all den Jahren einmal nach Kassel gekommen wäre. Diese Wertschätzung hätte er seinem Parteifreund, der Familie und der Stadt geben können. Stattdessen spricht er jetzt herablassend und unangemessen über Menschen, die aus Sorge vor zunehmenden Rechtsextremismus auf die Straße gehen.
Auch Frau Braun-Lübcke, Frau von Dr. Walter Lübcke, hat sich geäußert. „Die Aussage von Friedrich Merz am Samstag beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss der CSU und CDU in München hat meine Familie und mich sehr befremdet und ich möchte sie so nicht stehen lassen. Vielmehr gab es damals, entgegen seiner Darstellung, nach der Ermordung meines Mannes ein starkes gesellschaftlich breites Bekenntnis zu unserer Demokratie und ihren Werten. Tausende Bürgerinnen und Bürger – ob linke, liberale oder konservative Demokratinnen und Demokraten – sind in Wolfhagen, Kassel und in sehr vielen weiteren Orten in Deutschland auf die Straße gegangen.“ Das ganze Statement gibt es hier.
Halten wir das Gedenken hoch“ Seid dabei und macht ein Selfie mit der Walter-Lübcke-Tasse und postet euer Bild auf Instagram, Facebook oder LinkedIn mit dem Hashtag #OffenFuerVielfalt. Verlinkt @offenfuervielfalt. Noch keine Tasse im Schrank? Dann schickt eine E-Mail mit Adresse an: kontakt@offenfuervielfalt.de.
Wir haben noch ein paar Bilder zusammengestellt, die das Engagement für das Gedenken an Walter Lübcke zeigen. Vom Gerichtsprozess, über die Großkundgebungen in Kassel bis zum fünfjährigen Gedenken mit Bundespräsident Steinmeier.
Das Wahlergebnis steht fest und damit auch die Sitzverteilung im 21. Deutschen Bundestag. Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte wird ein rechtsextremer Verdachtsfall zweitstärkste Kraft. Die AfD konnte ihre Zustimmung seit der letzten Wahl verdoppeln. Das Ergebnis ist für Engagierte für Demokratie und Vielfalt nicht schönzureden. Wir merken zunehmend, dass die Stimmen des Hasses und der Hetze immer lauter werden. Aber sie brauchen weiterhin Gegenwind! Der Kampf für demokratische Werte ist ein Marathon und kein Sprint. Er braucht Energie und Entschlossenheit.
Was uns in unserer Arbeit unterstützt? Das Wissen, das wir mit unserem Engagement in guter Gesellschaft sind. In ganz Nordhessen setzen sich täglich tausende Menschen für mehr Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt ein.
Zum Beispiel zwei unserer Demokratie-Verstärker*innen, wie die Aktiven von „Buntes Borken“, die am 07. Und 08. Juni 2025 ein ganzes Fest für Vielfalt und Toleranz organisieren. Oder das parteiunabhängige vielfältige, offene und zivilgesellschaftliche Bündnis „Kassel gegen Rechts“, die mit Infoständen und kreativen Aktionen über die Gefahr von Rechtsextremismus aufklären.
Wir machen mit unserer Arbeit weiter. Jetzt erst recht!
Vernissage im Landgericht Kassel: Bis zum 15. Mai 2025 kann die Ausstellung WERTELEBEN angeschaut werden. Eine Initiative des Fotografen Gerd Aumeier mit Unterstützung des Werte Netzwerk e.V. Kassel. Unter dem Motto „Wir wollen Dich und Deine Werte darstellen, denn Du bist für uns ein Vorbild!“ werden Personen und ihr wichtigster Wert gezeigt. Alle Informationen gibt es hier.
… leuchteten mehr als 700 Lichter für Demokratie und Menschenrechte bei einem wahren Lichtermeer im Schwalm-Eder-Kreis in Treysa. Der Arbeitskreis für Toleranz und Menschenwürde hatte zusammen mit weiteren Unterstützer*innen zum Schwälmer Lichtermeer eingeladen, einer Veranstaltung zu der knapp 700 Menschen kamen.
Offen für Vielfalt e.V. war mit einem eigenen Stand dabei, verteilte Lichter, Türschilder und Klatschpappen. Jochen Helwig, Sprecher des Arbeitskreises, wurde erst vergangenen Freitag zusammen mit seinem Team aus dem Treysarer Werkraum mit dem Preis der Demokratie-Verstärker*innen von Offen für Vielfalt ausgezeichnet. Seinem Appell schließen wir uns gerne an: „Wir sind mehr für Demokratie und Menschenwürde, wir dürfen nicht nachlassen“.
Mit demokratischen Grüßen
Michael Sasse
Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung e.V.
Goethestraße 77, 34119 Kassel
T +49 561 499 44 258
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