Liebe Freundinnen und Freunde unserer Initiative,
wer erinnert sich noch an die Schlagzeile von vor wenigen Wochen im Mai? Als Schüler nach üblen rassistischen Anfeindungen polizeilich aus einer Brandenburger Jugendherberge eskortiert wurden. Ihre Klassenfahrt ging damals abrupt und sehr unerfreulich zu Ende. Dieselbe Klasse mit 32 Schülerinnen und Schülern aus Duisburg hat jetzt erneut eine Klassenfahrt Richtung Berlin gewagt. Mit dem Flixtrain wollten sie von Gleis 10 abfahren, doch plötzlich steht an der Anzeige das Gleis 9. Die Lehrer rennen mit der Klasse über den Bahnhof, kurze Zeit später heißt es auf dem Display, der Zug sei abgefahren – und zwar von Gleis 11. Ein Anzeigefehler, wie ihnen erklärt wird.
In Absprache mit der Schulleitung steigen sie daraufhin ohne Tickets in einen ICE und schildern dem Schaffner die Situation: Kein Problem, sagt der. Dann wechseln die Kontrolleure – und der neue Schaffner verpasst Ihnen eine Fahrpreisnacherhebung in Höhe von rund 9.000 Euro. Um 0.20 Uhr treffen sie in Berlin ein, wo 20 Polizisten bereits auf sie warten, sämtliche Personalien aufnehmen und die Nacherhebungen verteilen. Den Polizeieinsatz diesmal bezeichnet die Klassenlehrerin als „völlig unangemessen und unverhältnismäßig“, die Kinder würden „erneut traumatisiert“. Die Deutsche Bahn hat den Anzeigefehler inzwischen bestätigt. Zu den Polizisten am Bahnhof wolle man sich nicht äußern. Die Bahn kündigt jedoch an, auf die 9.000 Euro zu verzichten – aus Kulanz. Wir sagen: Schöne Sommerferien!
Begegnung erwünscht: Ein Konzert zu erleben, ist für viele Menschen sehr schwierig. Hier kommt unsere Initiative "Offen für Vielfalt" ins Spiel: Auch in diesem Jahr haben wir wieder gezielt Gäste, denen aus strukturellen, finanziellen oder gesundheitlichen Gründen die Teilhabe an Kulturevents erschwert ist, zu einem Konzert in das Kulturzelt Kassel eingeladen. Diesmal in Zusammenarbeit mit dem Sozialen Friedensdienst Kassel und in das ausverkaufte Konzert der deutschen Künstlerin Wilhelmine.
Die Schirmherrschaft hatte dazu auch in diesem Jahr Bürgermeisterin Ilona Friedrich übernommen.
Und die Stimmung war wieder großartig. Ein toller, bunter Sommerabend. Mit interessanten Gesprächen und Kontakten über so manche Alltagsgrenze hinweg.
Menschen aus 102 Nationen leben in Lohfelden bei Kassel. Seit 25 Jahren feiert der Ausländerbeirat dort jedes Jahr ein Internationales Fest. In Lohfelden war es, wo Walter Lübcke die bekannten Sätze sagte: „Es lohnt sich in diesem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten“. Wir tun das. Daher keine Frage für uns, dass wir beim Internationalen Fest mit unserem Demokratie-Mobil dabei waren. Ein tolles Fest mit unglaublich viel Kultur, Atmosphäre und Stimmung. Ein dickes Dankeschön an all diejenigen, die zu diesem Internationalen Fest immer wieder beigetragen.
Weiterbildung zur Fachkraft: In Konfliktkultur schult die Initiative „gewaltfrei handeln“ in einem mehrtägigen Kurs von September 2023 bis März 2024 (4 Kursteile à 3,5 Tage). Teilnehmer*innen finden im Rahmen dieser Fortbildung Stärkung und neue Akzente für ihr Engagement im sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Bereich. Dieser Kurs bietet ein Kennenlernen von Ursachen und Formen von Aggression und Gewalt, schafft Raum für das Arbeiten mit der eigenen Konfliktbereitschaft und für das Ausprobieren von gewaltfreien Formen des Umgangs mit Unrecht und Gewalt. Weitere Informationen: https://www.gewaltfreihandeln.org
Das WIR‐Vielfaltszentrum bietet im September im Landkreis Kassel wieder eine Qualifizierung für ehrenamtliche Integrationslotsinnen und Integrationslotsen an. Das Angebot richtet sich an Ehrenamtliche aus der Flüchtlingshilfe, aber auch Personen, die neu in die Hilfe für Zuwanderer einsteigen wollen. Der Kurs umfasst 20 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten und findet im Rahmen von vier Kompaktseminaren im Kreishaus in Kassel statt. Vermittelt werden unter anderem die Rechtslage für Zuwandernde und konkrete Tipps für die Beratung und Begleitung. Thema ist aber auch die Auseinandersetzung mit Erwartungen, Anforderungen und Grenzen des Ehrenamts sowie Fragen des interkulturellen Verständnisses. Die Qualifizierung ist für die Teilnehmenden kostenlos. Die Plätze sind jedoch begrenzt. Eine Anmeldung ist bis 31. August 2023 möglich.
Für die Anmeldung und weitere Informationen wenden Sie sich bitte an WIR‐Koordinator Andreas Bernhard, Telefon: 0561−1003 1534, Mail: vielfaltszentrum@landkreiskassel.de.
Stipendien für Studierende mit Flucht- und Migrationshintergrund: Das Studierendenwerk Kassel führt zum Wintersemester 2023/2024 ein Stipendienprogramm für Studierende ein, die trotz besonderer Herausforderungen herausragende akademische Leistungen erbringen. Es werden Studierende der Universität Kassel unterstützt, die einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben. Mithilfe des Stipendiums in Höhe von 200 Euro pro Monat sollen sie finanziell entlastet werden, um sich stärker auf ihr Studium konzentrieren zu können. Zugleich bekommen sie über das Kassel Stipendium Kontakt zur regionalen Wirtschaft, können sich vernetzen und zusätzliche Bildungsangebote wahrnehmen. Das Kassel Stipendium hat eine einjährige Laufzeit, erneute Bewerbungen der Geförderten sind möglich.
Dass das neue Kassel Stipendium rasch und unkompliziert auf den Weg gebracht werden konnte, ist der Unternehmensstiftung der Wintershall Dea zu verdanken. Mit einer Förderzusage in Höhe von 36.000 Euro sichert sie die dreijährige Startphase und unterstützt das Studierendenwerk Kassel bei der Umsetzung. Vorbild für das Kassel Stipendium ist das Hamburg Stipendium des dortigen Studierendenwerks. Die beiden Hochschulen in Kassel und Hamburg sind damit nun die bundesweit einzigen Universitäten, die ein spezielles Stipendienprogramm für Studierende mit Flucht- und Migrationshintergrund anbieten. In Hamburg zählt Wintershall Dea zu den beteiligten Unternehmen und konnte deshalb den Kontakt der beiden Studierendenwerke vermitteln.
Das Kassel Stipendium online: www.studierendenwerk-kassel.de/geld/kassel-stipendium
… entfalten manche Sätze ihre Wucht erst mit Verzögerung. CDU-Chef Friedrich Merz sagte so einen Satz bei der Klausur der CSU-Landesgruppe im Kloster Andechs. Die Union wolle zeigen, dass sie „eine Alternative für Deutschland mit Substanz“ sei. So will er die CDU attraktiver machen für AfD-Wähler.
Es stellt sich die Frage, ob es klug ist, dabei solche Formulierungen zu wählen. Denn es entsteht schnell der Eindruck, als wolle er sich bei den AfD-Wähler*innen anbiedern und sagen: Kommt lieber zu uns, wir bieten ähnliche Inhalte, aber dafür seriös. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert fragte dazu auf twitter: „Was soll das heißen? Björn Höcke mit Steuerkonzept?“ Die CDU sei, kommentiert dazu der Berliner Tagesspiegel, keine „AfD mit Substanz“. Sondern eine Partei, die sich fundamental von den extremen Rechten unterscheidet. Es sei nämlich sicher nicht das Ziel der CDU, das politische System von innen heraus anzugreifen. Mit seiner Formulierung drohe Merz jedoch diesen fundamentalen Unterschied zu verwischen.
Unterdessen plant CSU-Mann Manfred Weber, Chef der Konservativen im EU-Parlament, unbekümmert eine Zusammenarbeit mit einigen rechtspopulistischen Parteien. Die CDU/CSU sollte, so schreibt der Tagesspiegel, besser das Schicksal vieler europäischer konservativer Parteien als Warnung betrachten. Denn es gibt kein bekanntes Beispiel einer konservativen Partei, die sich bei den Wähler*innen von Rechtspopulisten anbiederte, ohne damit am Ende sich selbst zu schwächen und die Rechtspopulisten zu stärken. Hessens CDU-Ministerpräsident Boris Rhein hat dies offenbar erkannt – und schließt für die CDU Hessen jede Zusammenarbeit mit der AfD aus.
Mit demokratischen Grüßen
Michael Sasse
„Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“
c/o Verein zur internationalen Verständigung e.V.
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